Sonntag, 19. September 2010

Rechtfertigung



Nein, ich rechtfertige mich nicht und habe doch schon damit begonnen. Wofür? Zum Beispiel dafür, dass während den letzten sieben Monaten keine neuen Texte den Weg in meine Wortkiste gefunden haben. Über diese Kiste bin ich beim Umziehen gestolpert – hier schreib ich nun und kann nicht anders. Eine kleine Frage an mich selbst und selbstverständlich auch an den Leser: Wenn ich nichts sage, dann schweige ich. Was aber tue ich, wenn ich nicht schreibe? Nicht dassdas Ausbleiben meiner Texte den Untergang der Welt bedeutet, aber beunruhigend bleibt diese schreiberische Stille trotzdem.

Ich möchte mich nicht rechtfertigen, dafür aber beschweren. Worüber? Zum Beispiel darüber, dass ich in den letzten Monaten zu wenig oder aber zu viel Zeit hatte, um zu schreiben. (Zeit haben, ein grauenhafter Begriff – fast so schlimm wie Text in Klammern.) Oft beschwert man sich, um sich Erleichterung zu verschaffen. Nimmt man diese Worte genauer unter die Lupe, zeigt sich rasch ein Widerspruch: sich beschweren und sich erleichtern sind offensichtlich Gegensätze. Die Erleichterung, welche sich nach der Beschwerde einstellt, ist trügerisch und von kurzer Dauer. Wer sich beschwert, kann zwar Dampf ablassen, macht damit aber die eigene Welt wieder etwas schlechter, als sie schon ist. Man lädt sich zusätzlich Sorgen auf bis man diesen Berg nicht mehr (er)tragen kann und unter der Last zusammenbricht.

Ich halte für einen Moment inne und lese die schon geschriebenen Zeilen nochmals durch. Ich lese und zähle Folgendes: In diesen ersten beiden Abschnitten des Eintrags finde ich auf die Schnelle zwanzig negativ konnotierte Wörter und acht verneinende Satzkonstruktionen. Das ist – gelinde gesagt – schockierend, aber nicht das erste Mal. Meine Texte tendieren dazu, in ihrer Grundstimmung negativ – oder euphemistisch ausgedrückt: kritisch – zu sein. Mit echter Erleichterung durfte ich feststellen, dass ich nicht der einzige Blogger bin, welcher scheinbar nur negative Texte zu Blatt bringt. Das Internet und vor allem Blogs bieten einen wunderbaren Nährboden für Schwarzseherei, Polemik und Beschwerden aller Art. Etwas überspitzt formuliert, kann man das Internet gerne als schwarzes Loch - randvoll gefüllt mit Negativem – bezeichnen.

Woher mag diese negative Grundstimmung in vielen Texten kommen? Vorschnell und oberflächlich betrachtet kann man sagen :“Das liegt nun mal in der Natur des Menschen. Punkt um.“ Meiner Meinung nach ist die Ursache nicht in der Natur des Menschen, sondern in jener des Denkens zu suchen: Dem Denken haftet eine unentrinnbare Melancholie an. Diese hat unterschiedliche Gründe: Zum einen ist es uns nicht möglich, das Denken von einem objektiven Standpunkt aus zu betrachten. Zwar sind wir in der Lage ,über das Denken nachzudenken, abschließende Antworten finden wir dabei allerdings nicht. Zum anderen ist unser Denken schon von klein auf sprachlich. Unsere Sprache setzt unserem Denken enge Grenzen und ob es außerhalb des Sprachlichen etwas gibt, ist ungewiss. Des Weiteren ist es uns ebenso unmöglich, das Denken eines anderen Menschen voll und ganz zu durchschauen; geschweige denn, Gedanken zu lesen. Diese und weitere Gründe (siehe unten), geben unserem Denken eine immerwährende, melancholische Note.
Wer nun schreibt, denkt zwangsläufig bevor er oder sie den Stift auf das Blatt setzt oder auf der Tastatur zu tippen beginnt. Wie viel man denkt spielt keine entscheidende Rolle; dafür aber, dass sich die Melancholie – die dem Denken anhaftet – unbewusst auf das Blatt überträgt. Die Melancholie des Denkens pflanzt sich in unserem Schreiben fort und das Resultat fällt dementsprechend aus.

An dieser Stelle verweise ich gerne auf ein Buch von Georg Steiner, welches den Titel „Warum denken traurig macht – Zehn (mögliche) Gründe“ trägt und aus . Darin werden Gründe für die Melancholie des Denkens ausführlich beschrieben. Empfehlenswerte Herbstlektüre.

Es liegt mir fern, negative, anklagende, sorgenvolle, polemische oder schwarz seherische Texte allgemein als schlecht zu bezeichnen. Ihre Häufung aber ist ein Grund zur Sorge; besteht doch die Gefahr, das eigene Weltbild noch weiter zu verzerren. Wer sich beschwert, erleichtert sich nicht. Dieser Negativität tritt man am besten mit einer gehörigen Portion Kreativität gegenüber und beobachtet Texte schon im Entstehen genau: Wie entwickelt sich mein ursprünglicher Gedanke? Droht er wieder abzudriften? Wollte ich wirklich das schreiben, was jetzt da steht?
Negative Texte müssen sein und vielleicht macht Abwechslung das Leben tatsächlich süß; Texte aber in jedem Fall besser.

Total: über fünfzig negativ konnotierte Wörter und siebzehn verneinende Satzkonstruktionen. Verbesserungspotenzial ist definitiv vorhanden.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Neues, Allzuneues

Gleich zu Beginn. lösen Sie Ihren Blick vom Bildschirm; weiterlesen können später. Schauen Sie sich bewusst um und vor allem: halten Sie Ausschau nach Werbung. Ich gehe jede Wette ein, dass sie fündig werden. Sei es ein Flyer, eine Verpackung oder auch das Plakat an der gegenüberliegenden Fassade; Werbung strahlt uns von überall her mit einem gekünstelten Lächeln an. Nun? Haben Sie die Werbung in ihrer Umgebung als solche identifiziert?

Auf jeden Fall, dürfen Sie Ihre Aufmerksamkeit wieder ganz auf den folgenden Text richten und für die Glücklichen unter Ihnen, welche keine Werbung finden konnten:

 

Neu! Das ist wahrscheinlich das am häufigsten verwendete Wort in der Werbung, dicht gefolgt von günstig! und jetzt! Ein klarer Fall, wieder ein Mal in der Wortkiste zu wühlen und zu sehen, was sie ausspuckt. Ich habe bereits erwähnt, dass neu oft gebraucht wird. Missbrauch ist ein treffenderer Begriff und neu wird besonders erfolgreich missbraucht. Missbrauch darum, weil neu völlig sinnentfremdet verwendet wird.

Überlegen sie sich ein Mal,  was neu für sie bedeutet. Verbinden sie besondere Gefühle damit? Was beschreibt neu? Formal gesehen beschreibt man damit das Alter eines Produkts oder kann zeitliche Zusammenhänge  darstellen. Soviel zur Theorie. Welche Assoziationen aber spielen in der Praxis die entscheidende Rolle? Mit der zunehmenden Beschleunigung des Lebens in den letzten zwei Jahrhunderten, wurde neu mit besser gleichgesetzt. Neu wurde zum Inbegriff des Vortschritts einer Gesellschaft der Geschwindigkeit. Neu ist besser. Damit erfolgt eine unbewusste und gefährliche Wertung, wenn wir von neuen Dingen sprechen. Und das Beste ist nicht gut genug. Immer wieder kaufen wir die gleichen Dinge, nur weil Sie uns als neu - und somit als besser - angeboten werden.

Alle ein bis zwei Jahre kaufen wir ein neues Mobiltelefon, einen neuen Computer oder neue Skis. Bessere Mobiltelefone, bessere Computer, bessere Skis. Aber bedeutet neu zwangsläufig besser? Sicherlich nicht, denn sind etwa ständig neue Beziehungen  besser als langjährige Freundschaften? Sind fünf Paar neue, unbequeme Schuhe besser als die alten, passenden Latschen? usw.
Es ist höchste Zeit die Konnotation von neu zu ändern; neu muss neu definiert werden. Nicht weil ich mir eine bessere Definition wünsche sondern eine Andere, welche nicht von der Werbung missbraucht werden kann. Neu soll neutral sein.

Freitag, 29. Januar 2010

Panta rhei

Ich könnte an dieser Stelle mit einem grenzenlos unkreativen Eintrag über das Januarloch aufwarten und würde ihm damit nur in die Hände spielen; eine Existenzberechtigung geben. Dabei ist dieses Loch lediglich eine Rechtfertigung für unsere eigene Faulheit, uns am Anfang eines Jahres zusammenzureissen. Eine Illusion. Und dennoch: Was hat mich einen ganzen Monat lang daran gehindert, etwas Neues zu veröffentlichen? Die Faulheit kann es nicht gewesen sein, denn Schreibversuche hab ich immer wieder unternommen. Man schreibt und schreibt und trotzdem stürzt alles in ein Loch des Misslingens. Anfangs versucht man dieses Loch zu umschreiben, anschliessend beschreibt man es, nur um zu merken, dass man sich wiederum verschrieben hat.

Es bleibt mir kaum etwas übrig, ausser dieses Loch zu stopfen; es in grenzenloser Schreibwut ganz auszufüllen. Der Autor bittet die geehrten Leser um Nachsicht, da der folgende Text in seiner Orientierungslosigkeit mehr oder weniger ausarten könnte, was in diesem Moment allerdings nicht mit absoluter Sicherheit gesagt werden kann. Nichtsdestotrotz wünscht der Autor viel Lesevergnügen beziehungsweise Leseausdauer.

Es gibt Orte, welche einem direkt in die Kindheit zurück katapultieren. Nicht weil sie magisch sind, sondern weil man dort unzählige Stunden verbrachte. Einen solchen Ort durfte ich vor einigen Tagen wiederentdecken, konnte dort verweilen und einen Spaziergang in die Vergangenheit unternehmen. Die ursprüngliche Unternehmung lautete völlig anders und schloss Zeitreisen nicht mit ein. Ich musste einige Briefe austragen und da sich die Gemeinde an der Birsmündung winterlich verzaubert - besser gesagt vergleichsweise winterlich verzaubert - präsentierte, entschied ich mich gegen das Fahrrad und für einen Spaziergang. Dieser führte mich aus meinem Quartier an das Ufer des Rheins, vorbei am Spielplatz, der tief verschneit und verlassen auf Kinder wartete. Meine Füssen trugen mich weiter entlang der Uferpromenade, welche streng genommen den Titel Gassi-Geh-Gosse verdient hat. Als ich diese hinter mir gelassen hatte, stand ich vor - oder besser gesagt über - der Schleuse, welche seit einem halben Jahrhundert mit dem Kraftwerk zusammen den Rhein an dieser Stelle staut.

Ich schlenderte auf die Schleusenbrücke, weil man von dort eine anregende Aussicht auf den Rhein, Basel und die Birsmündung geniessen kann. Am Ufer tümmelten sich Möwen; die meisten beobachteten abwartend das Wasser, andere stritten sich um ein viel zu grosses Stück Brot.  Die Möwen waren nicht weiss, sondern grau, denn ihr Gefieder konnte mit dem Weiss der Schneedecke nicht mithalten. Schneedecke ist im Grunde genommen das falsche Wort, aber hier am Rheinknie muss man sich mit weniger zufrieden geben. Das Rheinwasser lag gewohnt grau-grün und erstaunlich ruhig im Becken der Schleuseneinfahrt. Das Schleusentor wartete mit einem einem rostdurchsetzten Olivgrün auf; nur die Rohre der Hydraulikpumpen glänzten. Das Pier, die Poller, der Kontrollturm; alles noch da. Die Zeit hat allem zugesetzt. Mir auch.

Und dennoch: die Dämme halten den Wassermassen noch immer Stand. Ich rief mir eine Kindervorstellung ins Gedächtnis zurück: Was wäre, wenn die Dämme brächen? Wie gross wäre die Flutwelle? Und wieviele Häuser würden in Basel weggespült werden? Kindervorstellugen eben.

Ich hatte ausserordentliches Glück und konnte einer Talschleusung eines Frachtschiffes beiwohnen. Ein Schauspiel, welches ich in meinen ganz jungen Tagen unzählige Male mitverfolgte. Endlich kam leben in die Szenerie: Der Schleusenwart eilte auf dem Pier zwischen dem Kontrollturm und dem Schiff hin und her, bis der Papierkram erledigt war. Danach wurden die Pumpen in Gang gesetzt und ihr Grollen war auch auf der Brücke noch zu spüren. Die ausströmenden Wassermassen wirbelten die Schleuseneinfahrt auf und die Möwen schwangen sich aufgeregt in die Luft. Mein Geist wurde ebenfalls aus seinem Winterschlaft geweckt und lebhafte Erinnerungen stiegen aus ihrer Versenkung auf.  Das Schauspiel war schnell wieder vorbei: der Wasserstrom versiegte, langsam und ächzend öffneteten sich die Schleusentore. Das Frachtschiff setzte seine Reise rheinabwärts fort und ich beugte mich über die Brüstung aus Aluminium. Deren Oberfläche war mit Kritzeleien übersät: Menschen und Menschenpaare, die sich mit Namen und Datum auf dieser Brüstung teilzeit-verewigten. 1985,1988,1991...
Wissen diese KritzlerInnen noch, dass ihr Name auf dieser Brüstung prangt? Welche Beziehungen haben überlebt? Fragen über Fragen und mir fiel ein Zitat von Heraklit ein, welches besagt, dass man nicht zweimal in denselben Fluss steigt. Alles fliesst.

Die Briefkästen warteten noch immer auf meine Briefe und ich stapfte weiter. Nicht zurück sondern weiter.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Ein Gedanke

Ich denke
                                     nur noch an dich
also bin ich
                                     in dich verliebt?

Sonntag, 20. Dezember 2009

Selbstversuch

Ich kann nicht sagen, ob es meine wahnsinnige oder meine masochistische Anlage war, welche mich letzten Sonntag zu einem vorweihnächlichen Schaufensterbummel durch das Einkaufszentrum Stücki veranlasste. Es war Sonntagsverkauf in Basel: ein Garant für völkerwanderungs-ähnliche Zustände in den Konsumtempeln der Stadt. In dieser Zeit kleidet sich der Kommerz in noch glänzenderen Kitsch und der Schein respektive das Scheinen wird durch die Lichterketten verstärkt. Bei diesem Selbstversuch ging es darum, der Versuchung des weihnächtlichen Kommerzes zu widerstehen.

Besonders erwähnenswert bezüglich der übertriebenen Dekoration des Einkaufszentrums sind die Weihnachtsbäume. Dabei kann man grob zwischen zwei Arten unterscheiden: Weihnachtsbäume der Kategorie I wurden brutalst gestutzt und das ausgedünnte Astwerk erinnert bestenfalls noch an ein Gestrüpp. Dieser Makel soll nun mit allerlei Schmuck überspielt werden, was gänzlich misslingt: Jeder Ast ist mehrfach mit einer Lichterkette umwickelt, was den Gestrüppcharakter verstärkt und die fussballgrossen Weihnachtskugeln nehmen diesem vergewaltigten Baum endgültig die Proportionen.
Weihnachtsbäume der Kategorie II bestehen in erster Linie aus Weihnachtskugeln, welche zu einem Kegel aufgetürmt sind. Hie und da findet sich ein Ästchen der Kunsttanne zwischen den Kugeln und lässt so ein Bäumchen erahnen.


Mit gemächlichen Schritten schlenderte ich durch die hell erleuchteten Hallen und überliess mich ganz meinem Staunen. Zu sehen gab es allerhand: Läden die nur Gürtel verkaufen, andere bieten nur Handtaschen an und wiederum andere haben lediglich Badetücher feil. Vor einem riesigen Weihnachtsbaum der Kategorie II sang ein Gospelchor. Als ich ein zweites Mal an dieser Stelle vorbeikam, war der Chor durch einen Weihnachtsmann ersetzt worden und Eltern standen mit ihren Kindern in einer langen Schlange davor. Alle paar Minuten hörte man Durchsagen, Autonummern wurden vorgelesen und die Betroffenen wurden aufgefordert, ihre Fahrzeuge sofort umzuparkieren. Die Stimme der Sprecherin wurde zunehmend hysterisch und damit schwand ihre Autorität. Nicht einmal die Drohung, die falschparkierten Fahrzeuge kostenpflichtig abzuschleppen, vermochte die Kunden im Einkaufszentrum zu beunruhigen. Ich schlenderte an den meisten Läden vorbei. Nur ein- oder zweimal erlaubte ich mir einen kleinen Abstecher in ein interessantes Geschäft und trotzdem wanderte ich über zwei Stunden in den endlosen Gängen auf und ab ohne etwas zweimal zu sehen.


Kein bisschen schlauer und dennoch eine Erfahrung reicher wandte ich mich dem Ausgang zu und spazierte ein letztes Mal an der Imbissecke vorbei, wobei es angebrachter ist von einem Imbissplatz zu schreiben. Auf diesem Platz tummelten sich schätzungsweise einige hundert Kunden zwischen den viel zu eng platzierten Tischen und Stühlen. An der gegenüberliegen Fassade befanden sich gleich drei verschiede Fastfood-Vertreter, welche die Kundschaft unentwegt mit Kalorienbomben eindeckten. Kommerzielle Kriegsführung. Da sassen sie, fressend schmatzend. Umgeben von ihren erstandenen Nebensächlichkeiten stopften sie sich die fetttriefenden Fritten in ihre gierigen Mäuler. Immer mehr, denn der Kommerz ist ebenso unersättlich, wie wir es sind. Wir wurden schon vor langem von ihm verschlungen. Jetzt sind wir willenlos und werden von Werbung und einem pervetierten Begriff der Weihnachten gesteuert.

Weihnachten: das Fest der Liebe. Dass Weihnachten jeden Sinn verloren hat, ist öffentlich bekannt und wird auch angeprangert. Ich stelle fest, dass der Mensch aber auch den Begriff Liebe falsch - zu oberflächlich - auslegt. Wir haben das Gefühl zu lieben, wenn wir Geschenke verteilen und binden damit die Liebe unweigerlich an Materielles. Wir beschränken sie und uns selbst. Dabei ist Liebe doch ganz anders: Sie ist bedingungslos und lässt sich nie in Papier einwickeln. Was ich mir auf Weihnachten wünsche ist ein tieferer Sinn für Begriffe wie Weihnachten oder Liebe und ich wünsche mir Sinnlichkeit.

Donnerstag, 26. November 2009

Ironie

Es tropfte
Es regnete
Es strömte
aus dem Kanister
Benzin
über mich.

Plötzlich sah ich dich
und du mir in die Augen.
Da sprang der Funken.

Montag, 16. November 2009

un coup d'œuil


Endlich ist sie da. Eine weitere treue Begleiterin durch den grauen Alltag, der es gar nicht mehr ist. Plötzlich erscheint alles klar und in leuchtenden Farben. Man sagt das Liebe blind macht. Ich behaupte, erst durch die Liebe lernen wir zu sehen. Ich liebe meine Brille!

Natürlich wird mein Nasenvelo jetzt regelmässig Gassi gehfahren, denn ab jetzt sehe ich nicht mehr nur gut aus, sondern sehe auch gut. Ha, zu Ihrem Glück lässt sich Eigenlobgestank noch nicht digitalisieren und per E-mail verschicken. Aussehen hin oder her ich bin der Meinung,  dass wir es alle nötig haben, von Zeit zu Zeit unsere Brille mit den rosa Gläsern aufzusetzen. Die Welt wieder von der positiven Seite her zu betrachten, tut gut. Mit der rosa Brille einhergehend kann man auch ein selbstgefälliges Grinsen aufsetzen und so den Gemeinheiten des Lebens gegenübertreten. Es ist höchste Zeit, das Blatt selbst in die Hand zu nehmen und zu wenden. Umschreiben. Das Gegenteil behaupten.

Wenn ich durch die Strassen gehe, sehe ich alles gestochen scharf und mit nie dagewesener  Farbtiefe. Ich glaube fast, das Leben an sich in den Gesichtern der Menschen ablesen zu können. Manche behaupten, das Leben sei ein schlechter Witz, welcher schon abertausende Male erzählt wurde. Ich behaupte, dass diese Leute nicht genau zugehört und die Pointe selbstverschuldet verpasst haben. Tant pis.

Und wenn die Welt nicht mehr in meinen Farben erstrahlt, male ich sie mir neu an. Ich werde Landstreicher!